Googles Krypto-App-Politik: Warum MiCA-Compliance jetzt über Marktzugang entscheidet

Tim Schuster

Marketing Manager, Tangany

MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulierung) ist in der Praxis angekommen. Was lange eine rechtliche Debatte war, wird nun zum Realitätscheck für die europäische Kryptobranche. Mit der Entscheidung, nur lizenzierte Krypto-Apps zuzulassen, rückt Google das Thema Compliance in den Mittelpunkt. Unternehmen müssen nun beweisen, dass sie nicht nur sichere Produkte entwickeln, sondern auch innerhalb eines regulierten Rahmens arbeiten.

In den vergangenen Wochen standen viele Fintechs, Broker und Wallet-Anbieter plötzlich vor einer neuen Frage:

"Was passiert, wenn unsere App einfach aus dem Store verschwindet?"

Diese Frage stellt sich umso dringlicher, seit Googles überarbeitete Play-Store-Richtlinie für Krypto-Apps Ende 2025 schrittweise in der EU eingeführt wird. Offiziell spricht Google lediglich davon, dass die neuen Vorgaben „bis Jahresende“ umgesetzt werden sollen. Verschiedene Berichte deuten jedoch darauf hin, dass der erste Rollout bereits im Oktober begonnen hat. Custodial-Wallets und Börsen-Apps, die Kundengelder verwalten, müssen nun nachweisen, dass sie unter einer anerkannten MiCA-Lizenz oder einer vergleichbaren Zulassung operieren. Ohne diese Lizenz drohen blockierte Updates, abgelehnte Listungen oder ein stilles Entfernen aus dem Store.

Non-custodial Wallets, bei denen Nutzer ihre privaten Schlüssel selbst halten, sind derzeit noch ausgenommen. Google bestätigte diese Ausnahme nach anfänglicher Verwirrung. Dennoch bleibt die Trennlinie zwischen Verwahrung und Selbstverwahrung dynamisch und zukünftige Regelanpassungen könnten sie neu definieren.

Die Ankündigung hat bereits Bewegung ausgelöst. Überall in der EU suchen App-Entwickler und Plattformen nach MiCA-konformen Verwahrungslösungen, um ihren Vertrieb zu sichern. Nie zuvor war der Zusammenhang zwischen Regulierung und Sichtbarkeit so deutlich.

Bis vor Kurzem waren App-Stores noch neutraler Boden. Eine Suche nach „Krypto-Wallet“ führte gleichermaßen zu Hobbyprojekten wie zu großen Finanzplattformen. Mit Googles neuen Richtlinien und Apples erwarteter, ähnlicher Linie verändert sich das Ökosystem. Die Gatekeeper sind nicht mehr nur Aufsichtsbehörden, sondern auch die Plattformen selbst.

Während Googles Regelwerk einen gemeinsamen Standard für lizenzierte Anbieter schafft, erfolgt die Umsetzung in Europa nicht überall gleichzeitig. Unter dem MiCA-Übergangsregime dürfen bereits registrierte Anbieter in manchen Ländern bis Juli 2026 weiter operieren, bevor die volle Zulassungspflicht greift. App-Store-Anforderungen und nationale Fristen treffen also nicht überall im selben Tempo aufeinander.

Für Fintechs und Broker in der EU ergibt sich daraus eine zentrale operative Frage: Wenn App-Vertrieb künftig eine Lizenz voraussetzt, wie lässt sich der Zugang zu mehreren Märkten ohne Unterbrechung sichern?

Die Antwort liegt in Partnerschaften mit regulierten Infrastrukturanbietern.

Die neue Realität für Wallet-Apps mit Verwahrfunktion in der EU

Für Entwickler von Wallet-Apps mit Verwahrfunktion hat Googles neues Regelwerk den Marktzugang grundlegend verändert. Es reicht nicht mehr, ein sicheres Produkt zu bauen oder Nutzerbedürfnisse zu erfüllen. Jede App, die digitale Vermögenswerte im Auftrag ihrer Kunden hält oder verwaltet, muss nun nachweisen, dass sie MiCA-konform als sogenannter Crypto Asset Service Provider (CASP) agiert.

Dabei reicht die MiCA-Lizenz weit über reine Verwahrung hinaus. Sie umfasst auch Dienstleistungen wie Handel, Tausch oder Übertrag von Krypto-Assets. Für viele Fintechs bedeutet das, dass selbst eine teilweise Verwahrfunktion ihre App bereits unter die MiCA-Regulierung fallen lassen kann.

Googles Richtlinie baut auf den EU-weiten Werbevorgaben für Krypto-Produkte auf, die bereits Anfang 2025 eingeführt wurden und nur lizenzierten Anbietern erlauben, Anzeigen zu schalten. Mit dem Oktober-Update wendet Google dieses Prinzip nun auch auf den App-Store an.

Damit wirken nun zwei Kräfte gleichzeitig: einerseits die MiCA-Regulierung, die europaweit einheitliche Standards für Verwahrung, Handel und Emission digitaler Vermögenswerte schafft. Andererseits die Plattformrichtlinien, die diese Standards technisch durchsetzen. Beide Entwicklungen führen dazu, dass Compliance zur Voraussetzung für den Zugang zum europäischen Kryptomarkt wird.

Kleinere oder auf ein Land fokussierte Wallet-Anbieter tun sich oft schwer, die steigenden Compliance- und Lizenzanforderungen allein zu stemmen.
Mit steigendem Aufwand und höheren Kosten setzen viele Unternehmen auf regulierte Partner und das nicht nur aus rechtlichen, sondern zunehmend auch aus wirtschaftlichen Gründen.

Wie schnell sich die Branche anpasst, zeigt das Beispiel Relai. Die Schweizer Bitcoin-App hat sich kürzlich eine MiCA-bezogene Lizenz in Frankreich gesichert, um ihre EU-Präsenz zu erhalten. Laut KPMGs MiCA-Adoptionsbericht vom September 2025 sind mittlerweile über 56 Anbieter in elf EU-Mitgliedsstaaten lizenziert, Dutzende weitere Anträge laufen.

Die Botschaft ist eindeutig: Compliance ist keine Formalität mehr. Sie entscheidet über Sichtbarkeit und Zugang.

Wie Tanganys MiCA-Lizenz Compliance und Kontinuität ermöglicht

Tangany gehört zu den wenigen Verwahrern in der EU, die bereits vollständig nach MiCA lizenziert sind, und bietet die technologische Basis, mit der andere Unternehmen ihre Services unter den neuen Anforderungen fortführen können, ohne selbst ein Lizenzverfahren durchlaufen zu müssen.

Über die Tangany-Custody-API können Anbieter sichere und konforme Verwahrungsinfrastruktur direkt in ihre Apps integrieren: Wallet-Management, Verwahrung digitaler Assets, Transaktionsabwicklung und Staking. All diese Bereiche fallen unter das MiCA-Regelwerk für Verwahrdienstleistungen und sind mit Googles neuen Richtlinien für EU-Krypto-Apps abgestimmt.

Wer auf Tanganys Infrastruktur aufbaut, agiert automatisch innerhalb eines lizenzierten Rahmens und behält dennoch volle Kontrolle über Marke, Design und Nutzererlebnis. So entsteht ein effizienter Weg zu MiCA-Compliance und unterbrechungsfreiem App-Vertrieb in Europa.

Diese Lösung ist bereits im Einsatz. FlatexDEGIRO, eine der größten Retail-Trading-Plattformen Europas, setzt auf Tanganys regulierte Verwahrung, um das Krypto-Angebot auf weitere EU-Märkte auszuweiten, darunter Spanien, Frankreich, Portugal, Griechenland, Italien, Österreich, Irland, Belgien und die Niederlande. Ein Beispiel dafür, wie lizenzierte Infrastruktur Wachstum und Regulierung in Einklang bringt.

Ausblick: Vorbereitung auf 2026 und darüber hinaus

Für Broker, Fintechs und App-Entwickler entscheidet Vorbereitung jetzt über den langfristigen Marktzugang. Google führt die neuen Lizenzanforderungen in der EU schrittweise ein, während Apples Position noch geprüft wird. Die meisten Beobachter rechnen mit ähnlichen Vorgaben im kommenden Jahr.

Wer frühzeitig mit lizenzierten Verwahrern zusammenarbeitet, seine Compliance dokumentiert und die eigene Infrastruktur anpasst, sichert sich nicht nur Sichtbarkeit, sondern auch Vertrauen bei Nutzern und Partnern.

Tanganys MiCA-lizenzierte Plattform bietet die regulatorische Sicherheit und technische Zuverlässigkeit, um unter MiCA zu agieren und gleichzeitig den Fokus auf Produktinnovation und Kundenerlebnis zu behalten.

Statt Innovation zu bremsen, schafft die Verbindung von Compliance und Zugänglichkeit die Grundlage für nachhaltiges Wachstum im europäischen Markt digitaler Vermögenswerte.

Wer eine Krypto-App in der EU entwickelt oder vertreibt, sollte jetzt handeln. Eine MiCA-lizenzierte Verwahrinfrastruktur sichert nicht nur Marktzugang und Skalierbarkeit, sondern auch das Vertrauen, das Nutzer erwarten.


Key Takeaways

  • Google verschärft die Richtlinien für Krypto-Apps im EU-Play-Store und verlangt künftig eine MiCA- oder gleichwertige Lizenz.

  • Betroffen sind vor allem Apps mit Verwahrfunktion, während non-custodial Wallets vorerst ausgenommen bleiben.

  • MiCA-Übergangsfristen unterscheiden sich je nach Mitgliedsstaat, was die Planung für europaweit aktive Anbieter erschwert.

  • Eine Partnerschaft mit einem lizenzierten Verwahrer sichert langfristigen Marktzugang und Vertriebsstabilität.

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